Liebe Leserinnen und Leser,
die BMW-Aktie stand in diesem Jahr lange Zeit unter Abgabedruck. Seit Mitte November ist aber eine deutliche Erholung zu beobachten. Nach Kurszuwächsen von mehr als 20 Prozent kratzt der DAX-Titel nun wieder an der 80-Euro-Marke. Was sind die Kurstreiber und kann daraus nun eine nachhaltige Trendwende werden?
Man muss nicht viel drum herumreden, die weltweite Autokonjunktur befindet sich seit geraumer Zeit im Sturzflug und setzt vor allem deutschen Autobauern gehörig zu. Das dritte Quartal war eine Katastrophe. Laut einer Studie der Beratungsgesellschaft EY ist der operative Gewinn von BMW, Volkswagen und Mercedes-Benz im Jahresvergleich zusammen um rund die Hälfte eingebrochen. Auch beim Umsatz gab es einen Rückgang um 6 Prozent.
Seit April mit über 40 Prozent im Minus
Die schwache operative Entwicklung hat die Aktienkurse besagter Unternehmen deutlich zurückkommen lassen, die BMW-Aktie korrigierte gegenüber ihrem Hoch aus der ersten Aprilhälfte um mehr als 40 Prozent. Im November erreichte das Papier ein Mehrjahrestief bei 65,26 Euro, hielt sich aber letztlich oberhalb der zentralen Unterstützung im Bereich 68 Euro.
Die Aktie war technisch überverkauft und reif für eine Gegenbewegung. Zuletzt hat es aber noch weitere Kurstreiber gegeben. Profitieren konnte der Anteilsschein unter anderem von dem jüngst in München abgehaltenen Autogipfel, bei dem sich die Teilnehmer um Ministerpräsident Markus Söder für eine neue Förderung von Elektromobilität, steuerliche Anreize und Investitionsprogramme aussprachen.
Dies dürfte vor allem ein Appell an die neue Bundesregierung sein, deren Ziel es sein muss, dass das Autoland Deutschland nicht noch weiter ins Hintertreffen gerät.
Söder stellte den bereits angekündigten Transformationsfonds in den Mittelpunkt, aus dem mindestens 100 Millionen Euro in die Autoindustrie fließen sollen. In Bayern ist es das Ziel, die Infrastruktur aus Ladesäulen und Wasserstofftankstellen von derzeit 30.000 bis 2030 auf 100.000 zu erweitern.
Analysten heben den Daumen
Dazu profitierte die Aktie vor allem von positiven Analystenkommentaren. So haben sowohl die Schweizer Großbank UBS als auch das Analysehaus Jefferies einen Favoritenwechsel vorgenommen und bevorzugen nun beide BMW statt Mercedes-Benz. Die Kursziele liegen bei 83 Euro (UBS) und 85 Euro (Jefferies).
Noch etwas positiver gestimmt sind die Analysten von Deutsche Bank mit einem Kursziel von 95 Euro.
Was ist jetzt noch drin?
Nach dem jüngsten Kursanstieg sind diese Zielvorgaben auch nicht mehr allzu weit entfernt. Ich habe jedoch meine Zweifel, ob die Aktie noch über weiteres Aufwärtspotenzial verfügt, da die Probleme in der deutschen Autoindustrie einfach zu tief verwurzelt sind. Bezeichnend: Im November ist die Stimmung laut dem ifo-Institut auf den tiefsten Stand seit der Hochphase der Corona-Pandemie abgerutscht.
Sowohl im chinesischen Markt als auch auf dem Heimatmarkt läuft es für BMW schlecht, gerade im Bereich Elektromobilität ist die ausländische Konkurrenz aus den USA (Tesla) und China (z.B. BYD) den Deutschen um Längen voraus. Angesichts der hohen Kosten dürfte sich die Transformation weiter schwierig gestalten.
Die wachsende und im E-Auto-Bereich überlegene Konkurrenz sowie die schwache Nachfrage sind aus meiner Sicht gleich zwei rote Flaggen, aufgrund derer ich die Aktie aktuell nicht zum Kauf empfehlen würde. Ungeachtet der mittlerweile scheinbar günstigen fundamentalen Bewertung.
Beste Grüße,
Ihr Alexander Hirschler