Liebe Leserinnen und Leser,
die Netflix-Aktie ist am Freitag um mehr als 11 Prozent nach oben geschossen und auf ein neues Rekordhoch geklettert. Die Börse honorierte damit die Quartalszahlen, die der Streamingdienstleister am Abend zuvor vorgelegt hatte. Ist dieser Anstieg gerechtfertigt und wie viel Potenzial steckt jetzt noch in der Aktie?
Auf den Kurssturz folgt die Mega-Rallye
Die Aktie hat sich in den vergangenen Jahren überaus volatil präsentiert. Ausgehend von den damaligen Höchstständen im Bereich von 700 Dollar war der Kurs im Jahr 2022 in kürzester Zeit um fast 77 Prozent eingebrochen. Im Mai erreichte der Anteilsschein ein Mehrjahrestief bei 162,71 Dollar, nur um dann in eine langanhaltende Erholungsbewegung einzuschwenken, die den Titel nun auf neue Rekordstände katapultiert hat.
Wer seinerzeit eingestiegen ist, darf sich heute über Kurszuwächse von fast 375 Prozent freuen. Doch wie sind diese extremen Bewertungsunterschiede zu erklären? Fakt ist, Netflix ist eines der führenden Unternehmen der Unterhaltungsbranche und ein Pionier im Bereich der Streamingdienste.
Das Geschäftsmodell beruht auf Abos (Subscriptions), bei denen Kunden gegen eine monatliche Gebühr unbegrenzten Zugang zu Filmen, Serien und Dokumentationen erhalten. Ein großer Unsicherheits- und Belastungsfaktor war für die Aktie lange Zeit der schwache Cashflow und die Sorge, dass das Wachstum bei den Kundenzahlen an seine Grenzen stoßen könnte.
Stetiges Wachstum auch dank neuer Abo-Modelle
Doch in den letzten Quartalen ist das Unternehmen stetig gewachsen, was das starke Comeback der Aktie befeuert hat. Die jüngsten Quartalszahlen wussten wieder einmal auf ganzer Linie zu überzeugen: Die Zahl der Abos stieg um 14,4 Prozent und liegt nun bei insgesamt 282,7 Millionen. Einer großen Beliebtheit erfreut sich dabei das neue günstigere Angebot mit Werbung. Hier stiegen die Abozahlen sogar um 35%. Jeder zweite der Neu-Abonnenten hat sich für ein solches Modell mit Werbung entschieden.
Während die Umsätze um 15 Prozent auf 9,83 Milliarden Dollar kletterten, legte das operative Ergebnis um 40 Prozent zu. Je Aktie verdiente Netflix 5,30 Dollar und damit 45 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2023. Zum deutlichen EPS-Anstieg trugen auch die stetigen Aktienrückkäufe des Unternehmens bei. Zum Vorjahr sank die Stückzahl der ausstehenden Aktien von 450 Millionen auf 437,9 Millionen.
Das notwendige Kapital dafür stammt aus dem freien Cashflow, der im Berichtszeitraum um 16 Prozent auf 2,19 Milliarden Dollar stieg. Auch dieses Problem hat das Unternehmen somit in den Griff bekommen und schreibt seit 2022 solide schwarze Zahlen.
Erwartungen geschlagen und Top-Ausblick
Mit den Kennzahlen lag Netflix über den Erwartungen der Analysten, speziell beim Gewinn hatten die Fachleute deutlich weniger auf dem Zettel. Und auch der Ausblick kann sich sehen lassen. Für das vierte Quartal rechnet das Management nun mit einem Umsatz von 10,1 Milliarden Dollar und einem Gewinn von 4,23 Dollar je Aktie. Bislang lag die Prognose bei 10,0 Milliarden Dollar bzw. 3,86 Dollar je Aktie. Die operative Marge soll statt 26 Prozent nun bei 27 Prozent liegen.
Im kommenden Jahr sollen die Umsätze dann um 11 bis 13 Prozent auf 43 bis 44 Milliarden Dollar wachsen und die operative Marge auf 28 Prozent verbessert werden. Der Gewinn soll in den nächsten zwei Jahren um 20 bis 22 Prozent steigen.
Ist die Aktie immer noch kaufenswert?
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Management die richtigen Maßnahmen ergriffen hat, um das Unternehmen wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Wenngleich der massive Abverkauf in 2022 meines Erachtens eine starke Übertreibung nach unten war. Mit einem Forward KGV von 36 ist die Aktie trotz zweistelliger Wachstumsraten mittlerweile aber auch kein Schnäppchen mehr.
Aus charttechnischer Sicht ist der Weg in Richtung 800 Dollar frei, ich persönlich würde mich aber wohler fühlen, die Aktie erst nach einer gesunden Korrektur einzusammeln.
Beste Grüße,
Ihr Alexander Hirschler