Trotz bedeutender globaler Konzerne wie Sony oder den Autobauern Nissan und Toyota war Japans Aktienmarkt seit vielen Jahren aus dem Fokus der Aktieninvestoren verschwunden. Die Kursrenditen schienen aufgrund der speziellen japanischen Wirtschaftsentwicklung wenig attraktiv. Zudem sind die Märkte in Fernost lange Zeit für ausländische Anleger schwer zugänglich gewesen. Doch nun ist deutlich Bewegung in die Angelegenheit gekommen und die japanische Börse wieder ein heiß diskutiertes Eisen in Investorenkreisen.
Nikkei auf Allzeithoch
So eilt der Leitindex Nikkei 225 derzeit von Allzeithoch zu Allzeithoch. Heute Morgen (mitteleuropäischer Zeit) steht ein neues Hoch mit 39.240 Punkten auf dem Kurszettel. Die Kursrallye dauert inzwischen bereits anderthalb Jahre an und erweist sich als erstaunlich robust. Sie wird getrieben von ausländischem Kapital, das in Massen in den neu entdeckten Aktienmarkt strömt. Ein Ende ist nicht in Sicht. Die Anfragen bei den Aktienhändlern sind zuletzt nochmals exponentiell gestiegen, wie die FAZ kürzlich einen Broker aus Tokio zitierte.
Was ist das Geheimnis dieses erstaunlichen Aufschwungs? Wieder einmal spielt der KI-Hype und der steigende Bedarf nach Computer-Chips eine entscheidende Rolle. Japan gilt als Hochtechnologie-Land mit vielen wettbewerbsfähigen Unternehmen in diesen Bereich. So hat die Investmentbank Goldman Sachs analog zu den „Glorreichen Sieben“ aus den den USA (Apple, Amazon, Alphabet, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla) für ihre Anleger eine Liste der „Sieben Samurai“ zusammengestellt. Dazu gehören:
- Advantest
- Disco
- Mitsubishi
- Screen Holdings
- Subaru
- Tokyo Electron
- Toyota Motor
Die Frage, die sich nun jeder Anleger stellt, lautet: Ist der Zug nicht längst abgefahren? Komme ich nicht viel zu spät, wenn ich jetzt einsteige? Nun, ein Risiko besteht natürlich immer. Aber mit einem KGV von 22 steht der Nikkei 225 derzeit noch vergleichsweise moderat da, wenn wir die Situation etwa mit dem berühmten Kurscrash von 1989 vergleichen, als Japans Börsen seinerzeit zusammenbrachen. Damals betrug jenes KGV 50.
Zudem sind auch die „Großtanker“ am internationalen Aktienmarkt in Japan eingestiegen, wie beispielsweise Warren Buffett mit Berkshire Hathaway. Das „Big Money“ verleiht der Angelegenheit eine gewisse Sicherheit, weil es für große Liquidität am Markt sorgt, die alle Anleger nachts ruhiger schlafen lässt. Jetzt könnte die Entwicklung dafür sorgen, dass auch die japanischen Privatanleger sich von der Euphorie anstecken lassen und zunehmend investieren. Denn diese gelten als ähnliche „Aktienmuffel“ wie die Deutschen. Und das würde der Rallye definitiv weiteren Auftrieb verleihen. Die Chancen stehen also nicht schlecht auf eine Fortführung des Japan-Märchens.